Verwendung von Flammschutzmitteln
bei der Herstellung textiler Bodenbeläge
Welche Substanzen kommen zum Einsatz?
Bei allen GUT-PRODIS zertifizierten Produkten kommt ausschließlich ATH (Aluminiumoxidhydrat) als Flammschutzmittel zum Einsatz. ATH ist ein anorganisches Mineral, das in seiner Struktur Wasser enthält und dieses bei erhöhten Temperaturen freisetzt. Dadurch wird die Flamme gekühlt und die Ausbreitung des Feuers unterbunden. Aufgrund seiner chemischen Struktur ist ATH unbedenklich. Es wird als funktionaler Füllstoff in die Klebeschicht zwischen Ober- und Unterseite des textilen Belages eingebunden.
Flammschutzmittel mit Verwendungsverbot bei der Herstellung von textilen Bodenbelägen
Das Vorsorgeprinzip der GUT setzt auch beim Thema Flammschutz bzw. Brandschutz für Teppichböden an. In der folgenden Aufstellung bekommen Sie eine Übersicht über die Substanzen, die von der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden verboten worden sind.
Liste der verbotenen Flammschutzmittel
Bei Flammschutzmitteln handelt es sich um eine Vielzahl verschiedener organischer und anorganischer Chemikalien. Ihr Einsatz wird jeweils auf das spezifische Produkt, dessen Materialzusammensetzung und Verwendungszweck abgestimmt. Produkte, in denen Flammschutzmittel eingesetzt werden, sind beispielsweise die Gehäuse von Elektro- und Elektronikgeräten, Leiterplatten, Kabel, Teppichrückenbeschichtungen, spezielle Textilien, Dämmstoffe und Montageschäume.
Die organischen Flammschutzmittel bestehen vor allem aus bromierten Verbindungen, halogenhaltigen beziehungsweise halogenfreien phosphororganischen Verbindungen oder Chlorparaffinen. Als anorganische Flammschutzmittel werden in erster Linie Aluminiumtrihydroxid (ATH), Magnesiumdihydroxid oder Antimontrioxid (als Synergist bromierter FSM) eingesetzt.
Im Rahmen des GUT-Systems sind die aufgelisteten Chemikalien nicht erlaubt.
73% der im privaten Bereich eingesetzten Teppiche benötigen zur Einhaltung der deklarierten Brandsschutzklasse keine zusätzlichen Flammschutzmittel. In allen anderen Fällen wird ATH eingesetzt. Im öffentlichen Bereich, wo teilweise höhere Sicherheitsanforderungen gelten, sind etwa 54% der Teppiche mit Flammschutzmitteln ausgerüstet.
Tab. 5.11: Flame retardants | |||
Substanz Substance | Abkürzung Abbreviation | CAS-No.: | GUT Verwendungsverbot ban on use |
Polybrominated biphenyls | PBBs a) | 59536-65-1 | ⃠ |
Polybrominated biphenyl ethers | PBDEs b) | -.- | ⃠ |
Hexabromocyclododecanes | HBCDDs c) | 25637-99-4 | ⃠ |
Tris-(2,3-dibrompropyl)phosphate | TRIS | 126-72-7 | ⃠ |
Tris-(aziridinyl)-phosphinoxide | TEPA | 545-55-1 | ⃠ |
Chlorinated paraffins | CPs d) | -.- | ⃠ |
Antimony trioxide | Sb2O3 | 1309-64-4 | ⃠ |
Antimony pentoxide | Sb2O5 | 1314-60-9 | ⃠ |
Tris-(2-chloroethyl)phosphate | TCEP | 115-96-8 | ⃠ |
Trixylylphosphate | TXP | 25155-23-1 | ⃠ |
Tris-(1,3-dichloro-2-propyl)phosphate | TDCPP | 13674-87-8 | ⃠ |
Tris(2-chloro-1-methylethyl) phosphate | TCPP | 13674-84-5 | ⃠ |
Triphenyl phosphate | TPP | 115-86-6 | ⃠ |
Boric acid | - | 10043-35-3 | ⃠ |
Diboron trioxide | - | 1303-86-2 | ⃠ |
Tetraboron disodium heptaoxide, hydrate | - | 12267-73-1 | ⃠ |
Disodium tetraborate, anhydrous | - | 1330-43-4 | ⃠ |
Orthoboric acid, sodium salt | - | 13840-56-7 | ⃠ |
Disodium tetraborate decahydrate | - | 1303-96-4 | ⃠ |
Disodium tetraborate Pentahydrate | - | 12179-04-3 | ⃠ |
Disodium octaborate | - | 12008-41-2 | ⃠ |
2,2-Bis(bromomethyl)propane-1,3-diol | BBMP | 3296-90-0 | ⃠ |
Bis-(2,3-dibromopropyl)phosphate | BIS | 5412-25-9 | ⃠ |
Tetrabromobisphenol A | TBBPA | 79-94-7 | ⃠ |
Tri-o-cresylphosphat | - | 78-30-8 | ⃠ |
Note: Ban on use does not apply to listed substances only, but is always based on current state of knowledge. -.- = more than one CAS-No. / substances group a) PBBs = e.g. (Monobromodiphenyl (MBB), Dibromodiphenyl (diBB), Tribromodiphenyl (triBB), Tetrabromodiphenyl (tetraBB), Pentabromodiphenyl (pentaBB), Hexabromodiphenyl (hexaBB), Heptabromodiphenyl (heptaBB), Octabromodiphenyl (octaBB), Nonabromodiphenyl (nonaBB), Decabromodiphenyl (decaBB) b) PBDEs = e.g. Monobromodiphenyl ether (MBDE), Dibromodiphenyl ether (diBDE), Tribromodiphenyl ether (triBDE), Tetrabromodiphenyl ether (tetraBDE), Pentabromodiphenyl ether (pentaBDE), Hexabromodiphenyl ether (hexaBDE), Heptabromodiphenyl ether (heptaBDE), Octabromodiphenyl ether (octaBDE), Nonabromodiphenyl ether (nonaBDE), Decabromodiphenyl ether (decaBDE) c) HBCDDs = α-Hexabromocyclododecane (α-HBCDD), β-Hexabromocyclododecane (β-HBCDD), γ-Hexabromocyclo-dodecane (γ-HBCDD), Hexabromocyclododecane (HBCD) d) CCPs = Short chain chlorinated paraffins, C10-13 (SCCPs), Short chain chlorinated paraffins, C12-13 (SCCPs), Medium chain chlorinated paraffins, C14-17 (MCCPs) |
Warum werden Flammschutzmittel überhaupt eingesetzt?
Ist der Einsatz von Flammschutzmitteln geregelt?
Ja, textile und andere Bodenbeläge, die von Wand zu Wand verlegt werden, sind in der EU als Bauprodukte über die (CPR = Construction Produkts Regulation) Bauprodukteverordnung einheitlich geregelt. Die entsprechenden Anforderungen sind in der harmonisierten Norm EN 14041 hinterlegt. Sofern ein Flammschutzmittel eingesetzt werden muss, um eine bestimmte Brandklasse einhalten zu können, muss eine regelmäßige (jährliche) Kontrolle durch eine notifizierte (unabhängige dritte) Zertifizierungsstelle erfolgen. Dies wird im Rahmen der so genannten CE-Kennzeichnung dokumentiert.
Brandschutzklassen für Baumaterialien und Teppichböden im Speziellen
Baumaterialien werden generell nach dem Brandverhalten klassifiziert. Die Prüfungen zur Einordnung und Klassifizierung der Brandschutzklasse werden wie folgt eingeteilt:
- nicht brennbar
- schwer entflammbar
- normal entflammbar
- leicht entflammbar
Die europäische Norm EN 13501-1 klassifiziert Bodenbeläge noch einmal abgestufter. Hier werden die Buchstaben A (nicht brennbar) bis F (leicht entflammbar) aufgelistet. Textile Bodenbeläge werden mit dem Zusatz bzw. Kürzel “fl“ gekennzeichnet und überwiegend in die Klassen „B-fl“, „C-fl“ und „E-fl“ eingeordnet. B-fl ist die Brandklasse mit der höchsten Anforderung und ist nur in Bereichen mit besonderen Anforderungen vorgeschrieben. Hierzu gehören u.a. Fluchtwege in Hotels oder Arbeitsräume in öffentlichen und Bürogebäuden. Im privaten Bereich ist die Klasse „E-fl“ in der Regel ausreichend. Die Darstellung der jeweiligen Brandschutzklasse wird mit Piktogrammen einfach erkennbar abgebildet.
Was bedeuten die Buchstaben, die in den Piktogrammen zusätzlich zu finden sind?
-
L = lose verlegt (loose laid)
-
G = verklebt (glued)
-
CS = brennbarer Untergrund (combustible substrate)
-
NCS = nicht brennbarer Untergrund (non-combustible substrate)
Welche Arten von Flammschutzmitteln gibt es?
Neben den verschiedenen halogenierten Verbindungen (brom- und chlorhaltig) gibt es auch phosphorhaltige Flammschutzmittel, solche auf Basis von Melaminen (stickstoffhaltig) und Boraten. Die weitaus größte Gruppe der Flammschutzmittel stellen aber anorganische Verbindungen dar, die aufgrund ihrer Struktur und Zusammensetzung bei erhöhten Temperaturen Wasser abspalten. Hierzu gehören ATH (Aluminiumtrihydroxid) und MDH (Magnesiumdihydroxid).
EU-Markt für Flammschutzmittel

Einsatz von Flammschutzmitteln bei textilen Bodenbelägen
