Verwendung von Flammschutzmitteln

bei der Herstellung textiler Bodenbeläge

Immer wieder werden Berichte über den möglichen Einsatz von bedenklichen Substanzen mit flammhemmender Wirkung bei textilen Bodenbelägen veröffentlicht. Insbesondere werden in diesem Zusammenhang immer wieder chlorierte und bromierte organische Chemikalien genannt. Erfahren Sie mehr darüber welche Chemikalien eingesetzt werden und warum.

Welche Substanzen kommen zum Einsatz?

Bei allen GUT-PRODIS zertifizierten Produkten kommt ausschließlich ATH (Aluminiumoxidhydrat) als Flammschutzmittel zum Einsatz. ATH ist ein anorganisches Mineral, das in seiner Struktur Wasser enthält und dieses bei erhöhten Temperaturen freisetzt. Dadurch wird die Flamme gekühlt und die Ausbreitung des Feuers unterbunden. Aufgrund seiner chemischen Struktur ist ATH unbedenklich. Es wird als funktionaler Füllstoff in die Klebeschicht zwischen Ober- und Unterseite des textilen Belages eingebunden.

Flammschutzmittel mit Verwendungsverbot bei der Herstellung von textilen Bodenbelägen

Das Vorsorgeprinzip der GUT setzt auch beim Thema Flammschutz bzw. Brandschutz für Teppichböden an. In der folgenden Aufstellung bekommen Sie eine Übersicht über die Substanzen, die von der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden verboten worden sind.

Liste der verbotenen Flammschutzmittel

Flammschutzmittel (5.11)

Tab. 5.11: Flame retardants
Substanz
Substance
Abkürzung
Abbreviation
CAS-No.:GUT
Verwendungsverbot
ban on use
Polybrominated biphenylsPBBs a)59536-65-1
Polybrominated biphenyl ethersPBDEs b)-.-
HexabromocyclododecanesHBCDDs c)25637-99-4
Tris-(2,3-dibrompropyl)phosphateTRIS126-72-7
Tris-(aziridinyl)-phosphinoxideTEPA545-55-1
Chlorinated paraffinsCPs d)-.-
Antimony trioxideSb2O31309-64-4
Antimony pentoxideSb2O51314-60-9
Tris-(2-chloroethyl)phosphateTCEP115-96-8
TrixylylphosphateTXP25155-23-1
Tris-(1,3-dichloro-2-propyl)phosphateTDCPP13674-87-8
Tris(2-chloro-1-methylethyl) phosphateTCPP13674-84-5
Triphenyl phosphate TPP115-86-6
Boric acid-10043-35-3
Diboron trioxide-1303-86-2
Tetraboron disodium heptaoxide, hydrate-12267-73-1
Disodium tetraborate, anhydrous-1330-43-4
Orthoboric acid, sodium salt-13840-56-7
Disodium tetraborate decahydrate-1303-96-4
Disodium tetraborate Pentahydrate-12179-04-3
Disodium octaborate-12008-41-2
2,2-Bis(bromomethyl)propane-1,3-diolBBMP3296-90-0
Bis-(2,3-dibromopropyl)phosphateBIS5412-25-9
Tetrabromobisphenol ATBBPA79-94-7
Tri-o-cresylphosphat-78-30-8
Note:
Ban on use does not apply to listed substances only, but is always based on current state of knowledge.
-.- = more than one CAS-No. / substances group

a) PBBs = e.g. (Monobromodiphenyl (MBB), Dibromodiphenyl (diBB), Tribromodiphenyl (triBB), Tetrabromodiphenyl (tetraBB), Pentabromodiphenyl (pentaBB), Hexabromodiphenyl (hexaBB), Heptabromodiphenyl (heptaBB), Octabromodiphenyl (octaBB), Nonabromodiphenyl (nonaBB), Decabromodiphenyl (decaBB)

b) PBDEs = e.g. Monobromodiphenyl ether (MBDE), Dibromodiphenyl ether (diBDE), Tribromodiphenyl ether (triBDE), Tetrabromodiphenyl ether (tetraBDE), Pentabromodiphenyl ether (pentaBDE), Hexabromodiphenyl ether (hexaBDE), Heptabromodiphenyl ether (heptaBDE), Octabromodiphenyl ether (octaBDE), Nonabromodiphenyl ether (nonaBDE), Decabromodiphenyl ether (decaBDE)

c) HBCDDs = α-Hexabromocyclododecane (α-HBCDD), β-Hexabromocyclododecane (β-HBCDD), γ-Hexabromocyclo-dodecane (γ-HBCDD), Hexabromocyclododecane (HBCD)

d) CCPs = Short chain chlorinated paraffins, C10-13 (SCCPs), Short chain chlorinated paraffins, C12-13 (SCCPs), Medium chain chlorinated paraffins, C14-17 (MCCPs)

Warum werden Flammschutzmittel überhaupt eingesetzt?

Flammschutzmittel werden eingesetzt, um die Entstehung eines Brandherdes zu unterbinden und um das Ausbreiten eines vorhandenen Brandherdes zu erschweren. Viele Gegenstände des täglichen Lebens (insbesondere Polstermöbel z.B. in Fahrzeugen, viele Heimtextilien oder auch Elektrogeräte) sind mit einem Flammschutz bzw. einem Flammschutzmittel ausgerüstet. Hier kommen unterschiedliche Substanzen zum Einsatz. Insbesondere bromierte und chlorierte, organische Verbindungen sind besonders effektive Flammschutzmittel. Allerdings sind diese Substanzen mit Blick auf ihre Umweltverträglichkeit nicht unbedenklich. Somit ist beim Einsatz dieser Substanzen immer auch eine Abwägung zwischen Nutzen und möglichem Schaden unabdingbar.

Ist der Einsatz von Flammschutzmitteln geregelt?

Ja, textile und andere Bodenbeläge, die von Wand zu Wand verlegt werden, sind in der EU als Bauprodukte über die (CPR = Construction Produkts Regulation) Bauprodukteverordnung einheitlich geregelt. Die entsprechenden Anforderungen sind in der harmonisierten Norm EN 14041 hinterlegt. Sofern ein Flammschutzmittel eingesetzt werden muss, um eine bestimmte Brandklasse einhalten zu können, muss eine regelmäßige (jährliche) Kontrolle durch eine notifizierte (unabhängige dritte) Zertifizierungsstelle erfolgen.  Dies wird im Rahmen der so genannten CE-Kennzeichnung dokumentiert.

Brandschutzklassen für Baumaterialien und Teppichböden im Speziellen

Baumaterialien werden generell nach dem Brandverhalten klassifiziert. Die Prüfungen zur Einordnung und Klassifizierung der Brandschutzklasse werden wie folgt eingeteilt:

  • nicht brennbar
  • schwer entflammbar
  • normal entflammbar
  • leicht entflammbar

Die europäische Norm EN 13501-1 klassifiziert Bodenbeläge noch einmal abgestufter. Hier werden die Buchstaben A (nicht brennbar) bis F (leicht entflammbar) aufgelistet. Textile Bodenbeläge werden mit dem Zusatz bzw. Kürzel “fl“ gekennzeichnet und überwiegend in die Klassen „B-fl“, „C-fl“ und „E-fl“ eingeordnet. B-fl ist die Brandklasse mit der höchsten Anforderung und ist nur in Bereichen mit besonderen Anforderungen vorgeschrieben. Hierzu gehören u.a. Fluchtwege in Hotels oder Arbeitsräume in öffentlichen und Bürogebäuden. Im privaten Bereich ist die Klasse „E-fl“ in der Regel ausreichend. Die Darstellung der jeweiligen Brandschutzklasse wird mit Piktogrammen einfach erkennbar abgebildet.

Was bedeuten die Buchstaben, die in den Piktogrammen zusätzlich zu finden sind?

Zur Kennzeichnung des Einbauzustandes, in dem der entsprechende (textile) Bodenbelag geprüft wurde, werden Kürzel verwendet. Dabei stehen die folgenden Buchstaben für den jeweiligen Einbauzustand:
  • L = lose verlegt (loose laid)
  • G = verklebt (glued)
  • CS = brennbarer Untergrund (combustible substrate)
  • NCS = nicht brennbarer Untergrund (non-combustible substrate)

Welche Arten von Flammschutzmitteln gibt es?

Neben den verschiedenen halogenierten Verbindungen (brom- und chlorhaltig) gibt es auch phosphorhaltige Flammschutzmittel, solche auf Basis von Melaminen (stickstoffhaltig) und Boraten. Die weitaus größte Gruppe der Flammschutzmittel stellen aber anorganische Verbindungen dar, die aufgrund ihrer Struktur und Zusammensetzung bei erhöhten Temperaturen Wasser abspalten. Hierzu gehören ATH (Aluminiumtrihydroxid) und MDH (Magnesiumdihydroxid).

EU-Markt für Flammschutzmittel

Image

Einsatz von Flammschutzmitteln bei textilen Bodenbelägen

Image
Wie der obigen Abbildung zu entnehmen ist werden im Privatbereich 80% der textilen Bodenbeläge ohne den Zusatz eines Flammschutzmittels ausgerüstet und im Objektbereich mit seinen höheren gesetzlich verankerten Anforderungen knapp 43%. Auch ohne den Zusatz von bedenklichen Chemikalien können textile Bodenbeläge durch konstruktive Maßnahmen und die richtige Materialkombination so hergestellt werden, dass sie sicher in der Anwendung sind. Dabei werden alle nationalen und europäischen Anforderungen an den Brandschutz eingehalten.

Anschrift

GUT e.V.

Schönebergstraße 2
D-52068 Aachen

Kontakt

Tel.: +49 241 96843 411
Fax.: +49 241 96843 400
E-Mail: mail@gut-ev.de

Anfahrt

Mit diesem Button verlassen Sie die Homepage des GUT e.V.